Zulassungen und Patente von Massivdecken in der DDR bis 1960

In den unten genannten Tabellen finden Sie eine Auswahl an Zulassungen und Patenten von Massivdecken in der Deutschen Demokratischen Republik bis 1960. In den Zulassungen finden Sie wichtige bautechnische Eigenschaften der jeweiligen Decke, wie zum Beispiel die Eigenlasten oder die zulässigen Verkehrslasten. Bei Patenten sind die Neuerungen und zum Teil Skizzen der patentierten Massivdecke zu finden. Die Laufzeit der Patente betrug 20 Jahre. Die Zulassungsdauer war auf 5 Jahre beschränkt.

Am 18. Februar wurde die Anordnung über die Verwendung von Massivdecken für das Wohnungsbauprogramm 1953 veröffentlicht. Darin begrenzte man die Anzahl der Decken auf 20. Basierend auf dieser Anordnung wurde die Zahl der anzuwendenden Deckenbauweisen in einem Entwurfsschreiben im März 1954 weiter auf 13 Stück verringert. Maßgebend war die Begrenzung des Stahlverbrauches auf 7 kg und die Kosten für die Deckenbauweise inklusive Putz und Belag pro 1 Quadratmeter auf 40,00 DM zu senken. Mit dem Entwurfsschreiben sollte ein weiterer Schritt zur Industrialisierung in der DDR verwirklicht werden. Folgende Massivdecken im Wohnungsbau wurden vorgeschlagen:

Reese-Decke
  • DIN-F-Decke 4233
  • Menzel-I-Decke
  • Ziegelschalendecke
  • Kassettendecke
  • Gewölbeplatten
  • Kleinsche Decke DIN 4149
  • Stahlsteindecke DIN 4159
  • T-Balkendecke Stalinstadt
  • Stahlsteinbalkendecke
  • Zwickauer Decke
  • Decke aus Hohlbetondielen DIN 4028
  • Grünauer Spannbetondecke
  • Rippendecke mit Leichtbeton-Füllkörpern DIN 4158

Für die Zulassungen von Baustoffen, Bauelementen und Bauweisen war bis 1955 das Ministerium für Aufbau (ab 1958 Ministerium für Bauwesen) zuständig. Mit der Veröffentlichung der Verordnung „Erste Durchführungsbestimmung zur Zweiten Verordnung über die staatlichen Bauaufsicht“ von 1958 wurden die Zulassungen von der staatlichen Bauaufsicht der DDR bearbeitet und genehmigt.

Bis 1958 galt auf dem Gebiet der DDR hinsichtlich des Brandschutzes die DIN 4102. Mit der Veröffentlichung der „Deutschen Bauordnung“ im Jahre 1958 galt die DIN 4102 nur noch als Richtlinie. Eine selbstständige Brandschutznorm (TGL 10685 Bautechnischer Brandschutz) wurde ab dem Jahre 1963 herausgegeben. In der Deutschen Bauordnung der DDR von 1958 wurden Decken in § 137 wie folgt definiert: »Decken müssen lotrechte und waagerechte Lasten sicher auf ihr Auflager übertragen und die Bauwerke in waagerechter Richtung ausreichend aussteifen.«

1. Zulassung von Massivdecken ab 1950 (Auswahl)

ZulassungsinhaberZulassungsgegenstandGeltungsdauer
Gräwer & Stromeyerschalungslose Steineisendecke (Leipziger Decke)1951 - 1956
Fa. Zechel & Hänsel
Beton- und Baustoffhandlung
Decke aus Stahlbetonfertigteilen1950 - 1955
VEB Bau-Union BerlinDecke aus Stahlbetonfertigteilen1952 - 1957
Deutsche Bauakademie
Institut für Hochbau
Gewölbte Montagedecke1953 - 1958
Fa. Günther-WerkeStahlbetonbalkendecke1952 - 1957
Bau-Ing. Heinz KröbelKelling Decke1951 - 1956
Kym-BauWölbdecke1951 - 1956
Menzel KGHandmontagedecke LI1951 - 1957
Menzel KGL-Decke1957 - 1962
Fa. Plank & Liebrich GmbHHohlsteindecke1952 - 1957
Fa. Rudolf WolleStahlbeton-Deckensystem Rapid1952 - 1957
Emil RupertDecke aus Stahlbetonfertigbalken1952 - 1957
Karl Heinz KröbelKollindecke1951 - 1956
VEB HochbauprojektierungSchlackebetondecke1959 - 1964
Bauer KGStahlbetonhohlbalken1956 - 1961
VEB Bau-Union ZwickauMontagedecke aus Stahlbetonfertigteilen (Zwickauer Decke)1953 - 1958
Dr.-Ing. ReeseStahlbetondecke unter Verwendung von Leichtbaustoffen1951 - 1956
Johann LeonhardtDecke aus Stahlbetonfertigbalken1953 - 1958
Bau – Union Erfurt, VEBMassivdecke „Erfurt II“1953 - 1957
Bau – Union Berlin, VEBDecke aus Stahlbetonfertigteilen1953 - 1957

2. Patente von Massivdecken bis 1960 (Auswahl)

PatentgegenstandPatentinhaberAusgabePatent Nr.
Decke aus Stahlbeton-FertigteilenDr.-Ing. Herbert Göner, Halle (Saale)30.04.5517564
Decke aus FertigteilenAlfons Hübner, Elsterwerda15.01.549818
Decke aus FertigteilenAlfons Hübner, Elsterwerda11.10.528686
BetonrippendeckeDr.-Ing. Rudolf Kelling, Heinz Kröbel, Markkleeberg, Leipzig18.11.493008
Stahlbetonbalken-MassivdeckeJohannes Leonhardt, Karl-Marx-Stadt27.03.527723
StahlbetondeckeJohannes Leonhardt, Friedrich Heydeck, Karl-Marx-Stadt10.12.527608
StahlbetonbalkenMartin Menzel, Elsterwerda05.09.527506
StahlbetonbalkenMartin Menzel, Elsterwerda16.01.492936
GeschoßdeckeMartin Menzel, Elsterwerda03.11.496883
ohne Schalung herstellbare
Eisenbetonrippendecke
Karl Reese, Dresden20.06.40759689
Decke aus StahlbetonteilenKarl Wende, Berlin22.04.5226
Decke aus BetonfertigteilenWilhelm Wörfel, Frankfurt (Oder)08.08.529065
Decke aus StahlbetonteilenMartin Menzel, Elsterwerda21.01.5410470
MontagedeckePaul Schaefer, Hermann Barthel, Mühlhausen (Thüringen)20.07.513007
Tragfähige Zwischenbauteile für MassivdeckenKarl Reese, Dresden04.07.507030
Decke aus Stahlbeton­fertigteilenE. H. Schneider, Karl-Marx-Stadt05.08.5417603
Schalungslose StahlsteindeckeErich Stockmann, Braunschweig25.05.4912596
Verfahren zur Herstellung
von Gewölbekappen
Ludwig Strohmeyer, Leipzig07.11.487139
Verfahren zur Herstellung
von Gewölbekappen
Ludwig Strohmeyer, Leipzig07.11.487139
Verfahren zur Herstellung
einer Geschoßdecke
Martin Menzel, Elsterwerda20.05.436148
Bogengewölbe für WohnungsbauHerbert Schneider, Oskar Schmidt03.08.49990

3. Deckenvergleich 1953 (Auszug)

Decken­artRohdeckeGesamt­gewichtMaterial­bedarfWärme­dämmungRicht­preise
 
DickeGewichtMaximales Stückgewicht
Gesamtgewicht mit Putz und Belag
ZementStahl
Gesamtgewicht mit Putz und BelagRichtpreise Gesamtdecke
DIN 4233
24296156
377
469,3
0,4751,85
Menzeldecke
20265150
346
407,3
0,4752,05
DIN 4160 Ackermann 2 reihig
21305880
386
3411,5
0,4542,45
DIN 4159 Wenko
20284640
385
327,1
0,5939,85
Kleinsche Decke
18269–––
342
257,0
0,5943,30
Leipziger Decke
19299–––
380
157,0
0,4642,70
Wenko Decke
202841100
365
327,0
0,5939,05
Ackermann Decke
21290–––
361
3210,6
0,5947,20
Chemnitz Decke
12460–––
515
291,5
0,5750,25
Erfurt II Decke
24235375
383
235,5
0,6740,96

Anmerkung: Die vollständige Tabelle findet man in der Fachzeitschrift „Bauzeitung“ Jahrgang 1953.

4. Massivdecken für traditionelle Bauweise TGL-Übersicht 1961 (Auszug)

BenennungKurzzeichenTGL
F-BalkendeckeFB/90116-0273
F-RippendeckeFR/220116-0273
L-Decke 190 mmL/190116-0274
L-Decke 220 mmL/220116-0274
L-Decke 290 mmL/290116-0274
Stahlbbetonrippendecke mit Deckenziegeln Form A 140A/190116-0275
Stahlbbetonrippendecke mit Deckenziegeln Form A 170A/220116-0275
Stahlbbetonrippendecke mit Deckenziegeln Form A 140, Form B 90AB/290116-0275
Stahlsteindecke mit Deckenziegel Form B 90B/90116-0276
Stahlsteindecke mit Deckenziegel Form B 90 und DruckbetonB/140116-0276
Stahlsteindecke mit Deckenziegel Form B 90B/190116-0276
Stahlsteindecke mit Deckenziegel Form B 90 und DruckbetonB/240116-0276

Anmerkung: Die vollständige Tabelle findet man unter der TGL 116- 0272 Blatt1. Die Hauptkennwerte sind in der TGL 116-0272 Blatt2 veröffentlicht.

5. DIN als Normblatt für traditionelle Bauweise bis 1960 (Auswahl)

DIN – Nummer Bezeichnung
1045Stahlbetondeckenplatten
1046Stahlsteindecken
4028Stahlbeton-Hohldielen
4158Stahlbeton-Rippendecke Deckenhohlkörper aus Leichtbeton
4159Lochziegel für Stahlsteindecken
4160Stahlbeton-Rippendecke mit Lochziegel
4233Balken- und Rippendecke F-Decke
4233Decken aus Stahlbeton mit Füllkörpern
4237Massive Rohbaudecken
4238 (Entwurf)Ortbetonrippendecke

Bemerkung: Die oben genannten DIN- Normen wurden ab 1960 durch TGLs ersetzt.

6. Übersichttafel der Massivdecken (Auszug)

Deckenart Dicke der Rohdecke
[cm]
Gewicht der Rohdeckebr
[kg/m²]
Gesamtgewicht einschl. Putz und Belag
[kg/m²]
Kosten der Decke insgesamt
[DM/m²]
DIN F-Decke 42332425037048,60
Menzeldecke LI2529041049,20
Ziegelschalendecke6,5*25035033,60
Stalinstadt-Decke2417026037,70
Stahlsteinbalkendecke2533040038,50
Kassettendecke2422031040,60
Zwickauer Decke2424031038,10
Gewölbeplatten24/6,5*20029038,30
Stahlbetonhohldielen (DIN 4028)2429040047,20
Grünauer Spannbetonplatten1622034043,20
Kleinsche Decke1826536540,40
Stahlsteindecken (DIN4159)2230037035,90
Rippendecke mit Leichtbetonfüllkörpern2530037038,10

* im Scheitel. Anmerkung: Die vollständige Übersichtstafel findet man im Handbuch für Architekten 1954.

Hinweis:
Die in der historischen Fachliteratur und Dokumenten angegebenen Werte dienen nur für einen Vergleich. Ist infolge einer Nutzungsänderung oder eines statischen Eingriffs ein Standsicherheitsnachweis von historischen Stahlbetondecken zu erbringen sind, der gegenwärtige Zustand und die aktuellen verbindlichen Bestimmungen zu beachten.

Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung.

Quellen

  • www.baufachinformation.de
  • www.bbr-server.de
  • www.dpma.de
  • Ahnert, Rudolf, Karl Heinz, Krause, Typische Baukonstruktionen von 1860 bis 1960, Berlin, 2009
  • Bargmann, Horst, Historische Bautabellen, Köln, 2013
  • Eichler, Friedrich, Tabellen für das Bauwesen, Berlin, 1956
  • Eichler, Friedrich, Baukonstruktion-Massivdecken, Berlin, 1957
  • Stegemann, Günther, Berechnungsgrundlagen im Hochbau, 1953, 1957
  • Templ, Adolf, Friedrich – Tabellenbücher Bau-Holz, Leipzig, 1966
  • Wiel, Leopold, Baukonstruktionen, Leipzig, 1955

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