Brandschutz von 1900 bis 1934

Mittlerweile hat es sich etabliert, historische Normen zur Beurteilung der brandschutztechnischen Leistungsfähigkeit von Bestandsbauwerken heranzuziehen.
Prof. Gerd Geburtig, März 2019

Begriffsbildung

Im Jahre 1902 wurde von Dr. O. Von Ritgen folgende Einteilung für Baukonstruktionen vorgenommen:

Wände:

  • unverbrennliche Wände
  • feuersichere Wände

Decken:

  • feuerfeste gewölbte Decken
  • feuerfeste ebene Decken

Weitere Einzelheiten findet man in folgendem Fachbuch: Dr. Weyl, TH, Handbuch der Hygiene, Jena 1902/1903.

In dem Baufachbuch „Baukunde des Architekten“ von 1903 im Abschnitt VI. Feuersichere und feuerbeständige Decken und Dächer sind folgende ebene massive Deckensysteme aufgeführt:

  • Monierdecken
  • Holzer'sche Decke
  • Koenen'sche Rippenplatte
  • Koenen'sche Plandecke
  • Koenen'sche Voutenplatte
  • Betoneisendecke von Stapf
  • Decke von Jul. Donath & Co.
  • Decke von Johs. Müller, Marx & Co.
  • Monier-Balken – Konstruktion von M. Czarnikow & Co.
  • Spiraleisen – Beton – Decke der Firma Thomas & Steinhoff
  • Spanneisendecke von Zöllner & Co.
  • Gurtträgerdecke von Möller
  • Decken nach System Hennebique
  • Siegwartbalkendecke
  • Böcklen'sche Zementplattendecke
  • Klein'sche Decke

Einzelheiten zu den oben aufgeführten Deckensystemen findet man unter anderen in folgenden historischen Fachbüchern:

  • o. A., Baukunde des Architekten, Berlin, 1903
  • Kolbe, E, Die wichtigsten Decken und Wände der Gegenwart, Essen – Ruhr, 1905
  • Emperger, F., (Hrsg.) Handbuch für Eisenbetonbau, neunter Band, Hochbau I, Berlin, 1913

Bis zum Jahre 1925 wurden folgende Begriffe im baulichen Brandschutz verwendet:

  • Massiv
  • Feuerfest
  • Feuersicher
  • Unverbrennlich
  • Glutsicher

Eine Erläuterung dieser Begriffe findet man zum Beispiel in dem Beitrag von Victor Wendt in Baufachzeitschrift „DBZ“ aus dem Jahre 1909, No. 25, S. 166 bis 167.

Bis 1925 gab keine einheitliche Regelung hinsichtlich des Brandschutzes. In den historischen Bauordnungen war der Brandschutz meist nur allgemein verankert. Spezielle Aussagen zu massiven ebenen Deckensystemen findet man sehr selten.

Änderungen erfolgten 1925 im Erlaß des preußischen Minister für Volkswohlfahrt „betreffend baupolizeiliche Bestimmungen über Feuerschutz (feuerbeständige und feuerhemmende Bauweise)“
Der Begriff „feuerbeständig“ tritt an die Stelle des bisherigen Begriffes „feuerfest“.
Der Begriff „feuerhemmend“ tritt an die Stelle des bisherigen Begriffes „feuersicher“.

Der oben genannte preußische Erlaß wurde auch von anderen Bundesstaaten in die jeweilige gültige Bauordnung übernommen.
Abgedruckt im Zentralblatt der Bauverwaltung 1925, No. 13, Seite 159 bis 160

Im Jahre 1934 wurde die erste DIN 4102 veröffentlicht. In dieser Norm sind die Bauteile für „feuerhemmend“, „feuerbeständig“ und „hochfeuerbeständig“ klar definiert. Erstmals wurden standardisierte Brandversuche in der Brandschutznorm festgelegt.
Abgedruckt im Zentralblatt der Bauverwaltung 1934, S. 523 bis 527

Prof. Gerd Geburtig trifft in seinem Fachbuch „Baulicher Brandschutz im Bestand“, Band 2, Berlin, Wien, Zürich, 2019 folgende Aussage:
Besonders wichtig in diesem Zusammenhang die aktuelle Feststellung des Normenausschusses DIN 4102-4 des Jahres 2018, gemäß in der Praxis auf frühere Fassungen von DIN 4102 zur fachlichen Beurteilung historischer Bauteile zurückgegriffen werden kann.

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