Stahlleichtträgerdecken
Leichtträgerdecke
Die Leichtträgerdecke kann man als Vorgänger der Stahlleichtträger – Decke betrachten. Sie wurde von 1928 bis 1930 in der Staatlichen Material Prüfungsamt Berlin Dahlem in verschiedener Hinsicht geprüft. Sie bestand aus 2-3 mm starken Leichtprofilen. Diese Profile wurden durch elektrische Punktschweißung zusammengefügt. Ein weiterer Bestandteil des Deckensystems war das Rippenstreckmetall. Es wurde sowohl als Putzträger als auch belastungsfähiges Deckenkonstruktionsmaterial verwendet. Sie wurde im Jahr 1930 baupolizeilich zugelassen.
Verschiedene Fußbodenaufbauten (Bildquelle: Stahl im Hochbau Ausgabe 1935)
Verschiedene Anwendungen (Bildquelle: o. A., Leichtträgerdecke, 1931)
Quellen:
o.A., Leichtträgerdecke, In: Stahl überall, Düsseldorf, 1931
o.A., Stahl im Hochbau, Düsseldorf, Ausgabe 1935
In beiden Fachbüchern findet man Angaben für einen Standsicherheitsnachweis bzw. des Brandschutzes.
Stahlleichtträger-Decken
Die mit Stahlleichtträgern hergestellten Decken sind schalungslose Betonfertigteildecken, bei denen die Bewehrung elektrisch geschweißten Stahlleichtträgern besteht. Sie wurden Anfang der 1950er Jahre entwickelt. Diese Träger wiegen, je nach Konstruktion, 3,5 bis 5,0 kg je lfdm. Die Stahlträger oder Teile hiervon werden vorzugsweise aus 1,5 bis 3,0 mm dicken Blech hergestellt, und für sie sind daher die Bestimmungen der DIN 4115 (Stahlleichtbau) und DIN 4100 (geschweißter Stahlhochbau) zu beachten. Ihr geringes Gewicht gestattet eine schnelle und bequeme Montage bei niedrigen Transportkosten.
Berechnungsgrundlagen
Bis 1964 wurde zur Berechnung die DIN 1045, die DIN 1055 und DIN 4225 in der gültigen Fassung zugrunde gelegt. Diese Stahlleichtträger-Decken konnten als Stahlbetonbalkendecken oder als Stahlbetonrippendecken gerechnet werden. Sämtliche Stahleichträger-Verbunddecken bedurften einer allgemeinen Zulassung.
Quellen:
Bauwelt Jg. 1950
Buchennau, H., Stahlhochbau, Stuttgart, 1956
o.A., Stahlbau, Köln, 1957/1964
Zulassung Mainzer Decke/ Mainzer Union Decke
Beispiele für Stahlleichtträger
- System Paßbau-Decke
- System Record-Decke
- System Ladenburger Blitzbaudecke
- System Gitta-Decke
- System Wedi-Decke
- System Monta-Decke, früher MBB
- System Siegel-Decke
- System Kaiser-TVG-Decke
- System Filigran-Decke
- System Dr, Burkhard :Decke
- System Leichtstahlkastenträgerdecke
Für die oben aufgeführten Deckensysteme findet man in dem Fachbuch „Stahl im Hochbau, 12. Auflage, 1953“ entsprechende Angaben für einen Standsicherheitsnachweis.
- System Schanz Idealdecke
- System Omnia-Decke
- System Baustahl-Gitterträgerdecke
- System S-Keller Gitterträgerdecke
- System Kaiser Katzberger-Gitterträgerdecke
- System Kaiser-Decke mit Rundstahl KT 600
- System Wilko
- System Lischna
- System Stero
Für die ersten vier aufgezählten Deckensysteme findet man in dem Fachbuch Buchenau „Stahlbau Teil 2, 1957“ konstruktive Angaben. Dieses Buch gibt es auch Hinweise für eine statische Nachweisführung.
Quellen:
o.A., Stahlbau Teil 2, Köln, 1957/1964
Buchennau, H., Stahlhochbau. 1956
Beton-Kalender verschiedene Jahrgänge
Ausführliche Beispiele
1. Mainzer oder Mainzer Union Decke
Dieses System besteht aus einem Fachwerkträger mit einem Obergurt aus Rundstahl oder halben Rohrprofil und einem Untergurt aus Flachstahl bzw. T-Profil nicht kleiner als 4mm Stärke sein dürfen. Die Füllstäbe als fallende und steigende Diagonalen bestehen, aus abgewinkelten durchlaufenden Rundstahl, der mit den Gurten verschweißt ist.
Quellen:
o.A. Stahl im Hochbau, 12. Aufl., Ausgabe 1953
Weil, G., Versuche mit Stahlleichtträgern für Massivdecken, Berlin, 1955
Querschnitt Mainzer-Union Decke (Bildquelle: Weil, G., Versuche mit Stahlleichtträgern für Massivdecken, Berlin, 1955)
2. Vogter Decke
Dieses System ist eine Rippendecke mit Zwischenbauteilen. Die Rippen werden aus vorgefertigten, besonders leichten Bewehrungsgliedern und Ortbeton gebildet. Die Zwischenbauteile (Ziegelfüllkörper) aus Ziegeln dienen als Schalung für die Ortbetonrippen und als Putzträger. Ihre statische Mitwirkung bleibt unberücksichtigt. Im Normalfall wird eine Ortbetondruckschicht von mindestens 5cm Dicke aufgebracht. Die Deckendicke der Vogter Ziegeldecke beträgt 16cm, 18 cm und 20cm. Dazu kommt noch der Überbeton von 5 cm.
Quellen:
Banditt, W., O., Ziegel-Bautaschenbuch, Wiesbaden, 1961
Hrg. Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie, Ziegel, 1967/1968
Querschnitt Vogter Decke (Bildquelle: Banditt, W., O., Ziegel-Bautaschenbuch, Wiesbaden, 1961)
3. Staro Decke
Dieses System, auch Stahlrohrdecke genannt, besteht aus Stahlrohrbalken mit unterer Leichtbetonplatte, Leichtbetonhohlsteinen und Vergussbeton, der Balken und Hohlsteine verbindet. Der Balkenabstand beträgt 75 cm. In der Regel wurde ein 5cm starken Druckbeton aufgebracht. Die Staro Decke ist als Rippendecke aber auch als Stahlsteindecke ohne Druckbeton ausgeführt worden.
Diese Decke wurde bereits Ende 1939 zugelassen.
Quellen:
Betonkalender 1944
Autorenkollektiv, Hütte des Ingenieurs Taschenbuch, Berlin, 1956
o.A. Stahl im Hochbau, 12. Aufl., Ausgabe 1953
Stegemann, R., Das große Baustoff-Lexikon, Berlin, 1941
Querschnitt und isometrische Darstellung Staro Decke
4. Burghardt Decke
Die Stahlleichtträgerdecke „System Dr. Burkhardt“ ist eine schalungslose Rippendecke, die ohne Überbeton ausgeführt wurde. Der profilierte Stahlleichtträger bildet die Bewehrung der Rippen und dient außerdem als Montageträger. Um die Tragfähigkeit des Trägers zu vergrößern, kann in dem Betonfuß jeweils ein Längsrundstahl untergebracht werden.
Quellen:
Weil, G., Versuche mit Stahlleichtträgern für Massivdecken, Berlin, 1955
o.A. Stahl im Hochbau, 12. Aufl., Ausgabe 1953
Autorenkollektiv, Hütte des Ingenieurs Taschenbuch, Berlin, 1956
Querschnitt Burkhardt Decke (Bildquelle: Autorenkollektiv, Hütte des Ingenieurs Taschenbuch, Berlin, 1956)
5. Kaiser TVG Decke
Die Kaiser – Decke wird als Balken- und Rippendecke ausgebildet und ohne Schalung verlegt. Der Stahleichträger dient als Bewehrung und übernimmt die Aufgaben des Montageträgers. Der Träger ist doppelwandig und hat eine Höhe von 7,5 cm, Er wird aus Bandstahl von 2 mm Stärke und 100 mm Breite hergestellt. Als Material für die Steine wird Bims, Schlacke oder Ziegelsplitt verwendet. Die Steine aus Ziegelsplitt werden zur Übertragung der Kräfte mit herangezogen.
Quellen:
Beton-Kalender 1953
o.A. Stahl im Hochbau, 12. Aufl., Ausgabe 1953
Dipl.-Ing. W. Kaiser, Die Kaiser TVG Stahlleichtträgerdecke
Weil, G., Versuche mit Stahlleichtträgern für Massivdecken, Berlin, 1955>
Isometrische Darstellung Kaiser TVG Decke (Bildquelle: Autorenkollektiv, neue Bauweisen, Frankfurt, ca. 1950)
6. Passbau oder Miltner Decke
Die Paßbau-Decke ist eine schalungsfreie Plattenbalken- oder Rippendecke, deren Bewehrung, der Paßbau-Träger, gleichzeitig als Montageträger dient. Beim Paßbau-Träger bestehen Obergurt und Untergurt aus je einem Paar Winkelstählen. Das Trägergewicht beträgt zwischen 5,00 bis 6,30 kg/m. Die Paßbau- Steine sind Leichtbeton-Hohlkörper von 22 oder 25 cm Höhe, 25cm Länge und 62,5 oder 75 cm Breite.
Quellen:
Bauwelt Jg. 1949, Eine neue Massiv-Fertigteildecke, Heft 41, S. 640
Bauwelt Jg. 1950, Stahlleichtträger als Balkenbewehrung in Massivdecken, Heft 50, S. 798
Autorenkollektiv, Hütte des Ingenieurs Taschenbuch, Berlin, 1956
o.A. Stahl im Hochbau, 12. Aufl., Ausgabe 1953
Querschnitt und isometrische Darstellung Paßbau Decke (Bildquelle: Bauwelt Jg. 1949, Eine neue Massiv-Fertigteildecke)
Hinweis:
Die in der historischen Fachliteratur und Dokumenten angegebenen Werte dienen nur zur Orientierung und zum Vergleich. Wird bei einer historischen Baukonstruktion eine Nutzungsänderung angestrebt oder ein statischer Eingriff vorgenommen, ist ein Standsicherheitsnachweis zu erbringen. Es sind der gegenwärtige Zustand und die aktuellen Bestimmungen zu beachten.